Kempten 2023: Keine faulen Kompromisse bei der Bekämpfung des Lehrermangels!

Lehrerverbände aus der Bodenseeregion fordern auch für die Zukunft kompetente Lehrpersonen zum Erhalt der Bildungsqualität. Der Lehrermangel ist kein spezifisch bayerisches, süddeutsches oder gar gesamtdeutsches Problem. Auch Österreich, die Schweiz und Liechtenstein haben mit einer Mangelsituation beim Lehrpersonal an den Höheren Schulen zu kämpfen. In den Vorgesprächen zum Bodenseetreffen waren sich die Vertreter aller Länder einig: Auf dem „Altar“ des Lehrermangels darf nicht alles geopfert werden – schon gar nicht die Qualität der Lehrpersonen und der Bildung! Und: Die Politik ist nicht machtlos – es gibt konkrete Maßnahmen, die ergriffen werden können und müssen.

Diese Fehler dürfen nicht wiederholt werden:

  • Werbekampagnen für den Lehrerberuf dürfen nicht einseitig auf die größtmögliche Aufmerksamkeit und eine vermeintliche Attraktivität für die Zielgruppe ausgerichtet sein. Mit reißerischen Slogans erreicht man nicht die geeigneten Personen.
  • Das strategische Abwerben von Lehrkräften hilft auf die Dauer niemandem weiter – ein Loch in einem Bundesland mag gestopft sein, dafür klafft in einem anderen ein neues. Gerade in grenznahen Regionen kann es durch Prämien und finanzielle Anreize zu angespannten Situationen kommen.
  • Und „Schnellbleichen“ oder „Schnellsiedekurse“ für angehende und unqualifizierte Aushilfskräfte sind keine Lösung.

Denn die Lehrerbildung muss für die Arbeit auf gymnasialem Niveau fachlich entsprechend qualifizieren. Quereinsteiger müssen konsequent nachqualifiziert werden! Andernfalls droht eine Entprofessionalisierung des Lehrberufs und letztlich ein Qualitätsverlust in der Bildung.

Wodurch die Attraktivität des Lehrerberufs wieder gesteigert werden kann:

  • Imagekampagnen mit echten Lehrkräften und Schnuppertage für einen authentischen ersten Einblick in das Berufsfeld sind überzeugender und nachhaltiger, um wirklich geeignete Bewerber zu finden.
  • Angestellte, nicht-verbeamtete Lehrkräfte müssen dringend in ihrem Status gestärkt werden! Es kann nicht sein, dass sie – wie in manchen Ländern gängige Praxis – nach wie vor während der Sommerferien entlassen und zum Beginn des neuen Schuljahres wieder angestellt werden. Sie müssen eine realistische Perspektive für eine dauerhafte Beschäftigung erhalten.
  • In einer sich immer schneller verändernden Welt muss auch der Wechsel des Arbeitgebers flexibler möglich sein! Das betrifft sowohl den Wechsel von dem einen in das andere Bundesland als auch den Wechsel zwischen kirchlichen, privaten und staatlichen Schulträgern.
  • Teilzeitmöglichkeiten müssen ausgebaut und dürfen auf keinen Fall eingeschränkt werden! Je besser das Stundendeputat und die Unterrichtsorganisation zur aktuellen Lebenssituation passen, desto eher trauen sich Lehrkräfte auch zu, mehr zu unterrichten.
  • Der bürokratische Aufwand neben dem Unterrichten muss reduziert werden! So bleibt mehr Zeit für das Kerngeschäft des Unterrichtens. Weniger Dokumentationspflichten zeugen auch vom Vertrauen des Landes in seine Schulen.

Beim Bodenseetreffen kommen am 23. und 24. September in Kempten Vertreter der Lehrerverbände der Bodenseeregion unter dem Motto „Gymnasiale Bildung in Zeiten des Lehrkräftemangels“ zusammen. Dies sind

  • der GLVLG (Gymnasiallehrerinnen- und lehrerverein Liechtensteinisches Gymnasium),
  • der VSG (Verein Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer),
  • die ÖPU (Österreichische Professoren Union),
  • der PhV BW (Philologenverband Baden-Württemberg) und
  • der bpv (Bayerischer Philologenverband).

Wissenschaftliche Fachvorträge ergänzen die Diskussionen und den Austausch. Mehr zum Programm gibt es auf der Homepage unter: https://bodenseetreffen.eu/kempten-2023/ Der bpv (Bayerischer Philologenverband) ist die Vertretung der Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen in Bayern.

Für den Inhalt verantwortlich:
Ulrike Schneider, Pressereferentin des bpv (presse@bpv.de; Mobil: 0172 8483399)